Samstag, 24. Mai 2014

Liebe Grüsse an Moni und Mike

Eine der schwierigen Entscheidungen, die ich vor einiger Zeit getroffen habe, war es, nicht bei der Hochzeit meiner lieben Cousine Moni und meines lieben Freundes Mike dabei zu sein um wirklich ein halbes Jahr reisen zu können. Heute ist es so weit, dass die zwei heiraten und ich nicht dort bin.
Ich entschloss mich daher die letzten zwei Wochen meiner Reise den beiden zu widmen und in ein Video zu verarbeiten. 

Moni und Mike, alles Schöne zu diesem eurem Hochzeitstag und alles Gute für eure gemeinsame Zukunft!

Georg aus dem fernen Arica 


Montag, 5. Mai 2014

Nationalpark Sajama: Geysire, (keine) Minenfelder und noch mehr Lamas

Der Nationalpark Lauca(Chile) mit dem Lago Chungará und dem Vulkan Parinacota war sicher ein Höhepunkt der gesamten Reise. (=> Von Chile (0 m) nach Bolivien (4660 m) durch die Atacama Wueste)



Ob Bolivien da mithalten wird können? Zumindest bemüht es sich. Direkt nach der Grenze geht es steil bergab, dünne Luft ,guter Rückenwind und eine relative gerade Strecke. Jetzt kann ich mal die Lkws überholen. Das Resultat ein neuer Geschwindigkeitsrekord und die Erkenntnis, dass ich für solchen Unsinn noch nicht zu alt bin.

Neuer Geschwindigkeitsrekord: 82,82 km/h
Die Lkws stehen km lang vor dem offiziellen Grenzübergang an, mit dem Rad bin ich da besser dran. Der Unterschied zwischen Chile und Bolivien wird sofort offensichtlich. Das neue Land und die sichtbar Armut verursacht gleich ein bisschen Paranoia und ich düse schnell weiter in den Sajama Nationalpark.



Ich treffe die Gruppe Tschechen wieder und man nächsten Tag um 5:00 geht es gemeinsam los. Es gibt einen Rundwanderweg zu einem See auf 5000 m. Eine uralte verlassene Kirche weist den Weg zum Geysirfeld.


Dort kann ich heißen Dampf erzeugen und finde mein Traumwohnung mit Whirlpool.

Ein Hobbitloch mit Whirlpool, mehr brauch ich nicht.
Mit Zauberstock ist vieles möglich. 
Es gibt einen Haufen kochend heißer Becken und die Dampfschwaden sind beeindrucken.

Da reinhüpfen ist keine gute Idee! 
Eier kochen ist kein Problem.
Dampf zwar nicht, aber trotzdem heiß.
Wir können uns zwar nur schwer losreißen aber es geht hoch. Ab 4700 m hilft das Coca-blätter kauen auch nicht mehr viel. Trotzdem versuche ich schnelle als unsere Nachbarn zu sein. Haben die überhaupt Berge? Rundwanderweg gibt es keine aber meine Kollegen kennen den Weg. Kopfschmerzen und schnaufen. Rauf auf 5100 m.


Dort erwartet uns ein See, aber nicht der den wir suchen.Wir sind falsch gegangen, haben die (doch nicht verminte) Grenze nach Chile passiert. Was tun? Wir klettern einen steilen Abhang voller loser Steine und Felsen runter. Ungefähr aus dem Buch "101 Wege wie man sich im Gebirge umbringen kann". Dauert natürlich ewig. Ich schwöre mir nie wieder auf solche Höhen zu gehen ohne das ich mir selber den Weg sehr gut angeschaut habe.

Die falsche Laguna. Ist nämlich in Chile.
Da wir so früh aufgebrochen sind kommen wir dann noch vor Sonnenuntergang zur richtigen Laguna. Noch was hätte aber nicht mehr schief gehen sollen.

Zelten auf 5100 m.
In der Früh musste ich ein Loch ins Eis schlagen. 
Runter geht es um einiges einfacher und die Anstrengungen sind bald vergessen.



Am Abend fahre ich zum Geysirfeld hoch, finde ein angenehm temperiertes Becken und drehe das 5000 km Video.

Haha, als ob mich Totenköpfe abschrecken würden.
Angst habe ich vor Frauen die grösser sind als ich! 



Durch die Wueste auf 4660 m, 5000 km (Through the desert up to 4660 m, Video with english subs)

Vom Arica am Meer durch die Atacamawueste ueber einen 4660 m hohen Pass ins naechtlich saukalte Altiplano verlangen dem Radvagabunden alles ab. Dafuer gibt es die verdiente Entspannung...



Ich bin in Bolivien angekommen (4660 m an der Stelle)

Sonntag, 4. Mai 2014

Von Chile (0 m) nach Bolivien (4660 m) durch die Atacama Wueste

Arica liegt am Meer, nennt sich selbst die Stadt des ewigen Frühlings (ich würde eher sagen der ewigen Hitze) und hat wohl eines der besten Hostels der Welt. (Danke Ross für all die Hilfe).
Von dort geht es mit zuviel Gewicht nach Bolivien. So fahre ich doch einige Kilometer auf der Panamerica bevor ich auf die Ruta del Desierto (Wüstenroute) abbiege.

Wuestenroute ist durchaus woertlich zu nehmen.
Leider bin ich etwas zu spät aufgebrochen und ab 10 Uhr komme ich ordentlich ins Schwitzen. Die großteils bolivianischen LKW-Fahrer hupen mich immer wieder freundlich an, sie wissen besser was noch vor mir liegt. In einem Restaurant lasse ich mir zum Abendessen eine Gemüsesuppe schmecken (und ignoriere den Hendlhaxen der natürlich auch drin schwimmt).

Am nächsten Tag geht es gleich bergauf und jeder Hauch von grün verschwindet. Mein Fahrrad erträgt die Torturen besser als ich. Mir ist nur heiß, die Sonne brennt herunter und kein Schatten. Gut das ich dank dem Bikebuch weiß wo es Wasser geben wird.

Mein Rad nimmt die Hitze und die Steigung stoisch hin.
Die Hitze macht mich fertig, durch die lange Zeit in Patagonien bin ich auf 20 Grad Maximaltemperatur geeicht. Gut, dass bei km 51 es wieder Wasser geben wir. Allerdings schaut dann km 51 so aus wie auf dem Bild da unten. Weit und breit nix. Ich bin angefressen und durstig. 0,25 l Wasser hab ich noch, na dann weiter.

Die Landschaft ist beeindruckend Wüste.
Mühsame 9 km weiter endlich die ersehnte Industrieanlage. Irgendein Rohstoff wir abgebaut und ein freundlicher Portier gibt mir Wasser. 3 l sollten reichen. Ich habe keine Lust unnötige kg den Berg rauf zuschleppen.

Es ist gegen 2 Uhr und die Sonne brennt unbarmherzig herunter, weit und breit kein Schatten und die Strasse ist deutlich steiler. Endlich finde ich einen Felsen der genug Schatten spendet damit ich gemütlich kochen kann und etwas auskühlen.
Mein Freund der große Stein.
Bei km 73 soll es wieder Wasser geben, frohen Mutes fahre ich weiter um bei km 73 NIX zu finden. Jetzt bin ich wirklich angefressen und wieder fast ohne  Wasser. Dummerweise verschwindet auch die Sonne rasch hinter den Bergen und ich schlafe in einem Graben ca. 20 m neben der Strasse.

Am nächsten Morgen gibt es zum Frühstück Mandeln um kein Wasser zum Kochen zu verschwenden. Vielleicht kommt ja gleich was. Ich fahre früh los und habe die ersten 2 h starken Gegenwind. Ich krieche mit 4-5 km/h bergauf. Das gibt es doch nicht, der Wind sollte doch immer vom Meer kommen. Dann dreht er endlich und es wird heiß. Die letzten Schluck Wasser nehmend beschließe ich mich an den Verfassern des Buches furchtbar zu rächen. Schließlich bleibe ich stehen und muss zum 2-ten Mal auf der Reise Auto- und Lkwfahrer um Wasser bitten. Die ersten 5 (ca. eine halbe Stunde) bleiben nicht stehen, dann der erste Erfolg 0,5 l Wasser. Gleich darauf bleibt ein Pickup stehen und ich bekommen 1 l eiskalten Fruchtsaft. Nektar und Ambrosia können nicht besser sein. Nach 1,5 l erbeutetem Wasser und der Zusicherung das es in 20 km Wasser gibt geht es weiter.

Ich freue mich sehr als ich plötzlich Grünes in der Wüste sehen. Wieder motiviert düse ich weiter und komme zu einem umgebauten Eisenbahnwagon. Dort hat ein selbsternannter Hippie auf 3100 m sein Domizil. Ich bin müde und fertig und werde von einem nicht endend wollenden Monolog nieder gerungen. Hitler, Jesus, Karl Marx und Mutter Erde. Ich muss dringend weiter sonst platzt mir der Kopf. Ich fülle meine Wasserflaschen und bekomme Kokablätter (für die Höhe) geschenkt.

Endlich wieder etwas Grünes.
Das Kokablätterkauen hilft wirklich und ich komme gemütlich auf 3700 m. Ich finde einen hervorragenden Graben zum Schlafen. Allerdings merke ich die Höhe, meine Nase ist verstopft und so wache ich zumindest gefühlt jede halbe Stunde mit ausgetrockneter Kehle auf.

Der perfekte Schlafgraben.

Die Landschaft wird insgesamt grüner und ich bin froh als es nach Putre bergab geht und ein Fluss aus den Anden ein grünes Tal auf 3500 m erschafft. Dort akklimatisiere ich mich ein bisschen, löse ein paar überraschende Probleme und entscheide mich den steileren, kürzeren und nicht asphaltierten Weg zu nehmen. So komme ich rasch auf über 4000 m. Wer übrigens meint Radfahren durch die Wüste und auf solche Höhen sei gefärlich soll sich folgendes Bild zu Gemüte führen.

Schaut nicht gut aus.
Ab 4000 m wird es toll. Leichtes bergab und mehr bergauf. Es ist nicht mehr so schrecklich heiß und die Landschaft wird der Wahnsinn. In der Strasse sind Löcher drinnen, dass ein LKW verschinden könnte, aber mit dem Rad ist es leicht auszuweichen. Die LKWs fahren in Schlangenlinien wie Betrunkene. Immer wieder werde ich freundlich angehupt. Nach den Strapazen tut das richtig gut und dann tauchen die Vulkane auf.


Lamas gibt es da auch.
Ich düse mit starkem Rückenwind dahin und freue mich des Radfahrens (und meines Lebens). Gut, dass ich nicht umgedreht bin. Der Gedanke ist mir öfters gekommen, aber solch Bilder lassen alles vergessen. Ich hab noch einige Kilometer vor mir, aber ich MUSS immer wieder stehen bleiben um Fotos zu machen.


Spät komme ich zum Lago Chungará, und der präsentiert sich prächtig.



Ich finde auf 4500 m im Refugio unterschlupf und lerne ein paar Tschechen kennen mit denen ich in Bolivien einige Tage später die bolivianisch-chilenische illegal (unabsichtlich) überquere. (Gut, das wir in kein Minenfeld graten sind!) Bestens gelaubt am Morgen danach mache ich so viele Fotos auf dem Weg nach Bolivien, dass ich regelmäßig von Reisenden zu Fuß eingeholt werde.


Die letzten paar hundert Höhenmeter gehen leicht vom Fuß, und fast am Ziel lasse ich noch ein Foto von mir schießen und bewundere die manchmal arge karge Landschaft.



Das Abenteuer Bolivien kann beginnen!

Der Pass nach Bolivien (von 0 auf 4660 m)

Franz Book of Records: 82,8 km/h, 4660 m ...

Bolivien, Land der Extreme. Sicher nicht das Land des schnellen Internets ;) Darum ein Post in Minimalausfuehrung.

Gleich als Einstand gibts zwei neue Rekorde

Neue Hoechstgeschwindigkeit und hoechster von mir mit dem Rad bezwungener Pass.

Bergab LKWs ueberholen macht Spass

4660 m (Paso Tambo Quemado)

Ich weiss jetzt auchm dass ich ohne Zelt bei -7 Grad draussen schlafen kann. (es ging soviel Wind, dass es unmoeglich war das Zelt alleine aufzustellen)

Das Thermometer sagt nur -6 Grad weil ich durch meine Hand die Temperatur gleich 1 Grad erhoeht habe. 

to be continued...



Ein österreichischer Moment

Ein Gringo

Es ist ein Zerrbild meiner selbst, welches mir aus dem Spiegel entgegen blickt. Der Kopf wirkt aufgedunsen und der restliche Körper scheinbar von den Strapazen der Reise auf ein kaum mehr funktionelles Minimum reduziert. Die mich umgebende Welt, bestehend aus Regalen berstend voll mit Drogen unterschiedlichster Art, krümmt sich in unnatürlicher Weise um meine Person. 

Das so beschrieben durchaus bedrohlich wirkende Szenario belastet mich nicht, mein Geist ist heiter und meine Gedanken befassen sich liebevoll mit der weit entfernten Heimat. 

Ich befinde mich in einer lichtdurchfluteten Apotheke in Arica, was zunächst die Drogen in den Regalen erklärt. 
Der Spiegel, welcher gegen Ladendiebstahl helfen soll, ist von der Form her dem Ausschnitt einer Kugeloberfläche nachempfunden und  reflektiert daher ganz selbstverständlich ein verfremdetes Bild der uns gewohnten Wirklichkeit (siehe Bild unten). Alles andere wäre übrigens eine überraschende Fehlfunktion der Naturgesetze. 
Die Medikamente, die ich vor meinem Bolivienaufenthalt hier erwerben will und die gegen einen möglichen Ausbruch der  Höhenkrankheit helfen sollen, sind zwar der Grund meines Aufenthalts an diesem Geschäft, nicht jedoch die Quelle meiner Heiterkeit.  Jene ist viel mehr dem Rhythmus aus der Musikanlage zu verdanken, der mir von Anfang an recht bekannt erschienen war und sich vor wenigen Augenblicken endgültig als "Life is Life" der Österreichischen Popband Opus entpuppt hat. 
Obgleich es aufgrund meines Alters eine vier jährige Überschneidung meiner Lebenspanne mit der möglichen Schaffensperiode des Werkes gibt, sagt mir mein Verstand das mein tatsächlicher Einfluss auf dasselbe von eher vernachlässigbarer Natur ist. Ganz unabhängig von dieser eher rationalen Erkenntnis, kann ich mich eines gewissen Stolzes nicht erwehren, dass dieses Lied aus meinem Land so viele tausende Kilometer von seinem Ursprung entfernt und so viele Jahre nach seiner Entstehung hier in dieser Apotheke in Arica ganz selbstverständlich gespielt wird. 
Trotz aller freudiger Emotion lasse ich nur mein Herz tanzen und die Beine ruhen, um nicht jene Leute zu verstören, die es ohnehin nicht verstehen würden. Es ist dennoch nicht auszuschließen, dass einige der einheimischen Kunden sich darüber wundernd zurück bleiben, warum der ohnehin schon eigenartige Gringo jetzt noch depperter grinst....

Kreisrunder Spiegel in einer Apotheke in Arica