Nach einigen Kilometern mit dem Bus Richtung Norden um Zeit zu sparen und um erfolgreich den Sommer auf den Fersen zu bleiben freue ich mich auf die 200 km von El Calafate nach
El Chaltén am Fuße des
Fitz Roy. Der Ort ist 3 Jahre jünger als ich und wurde in erster Linie gegründet um die Chilenen zu ärgern. Er soll nämlich Ansprüch auf umstrittene Gebiete festigen. Es gibt bis heute keine festgelegte Grenze zwischen Argentinien und Chile in dem Gebiet.
Um früh los zu kommen stehe ich um 6 Uhr auf und schreibe ein Blogeintrag, damit die Lieben daheim was zum Lesen haben (Ich hoffe, dass wird wertgeschätzt!). Wir tauschen noch Dollar am Schwarz(Blue)markt (zu 10,5 Pesos ganz ok hatten aber kurz davor schon 11) und gehen Einkaufen für eine gute Woche. Vollbepackt sind wir natürlich eine Sehenswürdigkeit und vor dem Supermarkt kommt es zu einem kleinem Auflauf. Wir genießen die Aufmerksamkeit bis ein Radfahrpärchen mit 2,5 jähriger Tochter auftaucht.
Schwupps, alle weg. Ich finde das sollte verboten werden. Das ist unfair gegenüber "normalen" Radreisenden ohne Kind(-ern). Kurz überlegen Georg und ich ob wir uns für die weitere Reise ein Kind "ausborgen" sollen. Angesichts der möglichen Komplikationen verwerfen wir die Idee aber einige Tage später wieder. Die Familie ( Lea, Gregor und die Tochter Ronja) ist aus Deutschland und sie sind in Alaska losgefahren. Da war die Kleine noch 1,5 Jahre jünger. Ronja hat in einem McDonalds laufen gelernt und ist der lebende Beweis, dass man mit Familie nicht Radreisen kann... Mehr zu lesen gibt es auf ihrem
Blog.
Nach dieser Kränkung gibt es zur Stärkung noch die widerwärtigste Pizza meines Lebens (die zweite Hälfte landet im Müll) und Georg vergeht sich an einen Burger mit ca. 500 g Fleisch. So kommen wir erst gegen 15:00 Uhr los. Nach ein paar Kilometern bleiben wir kurz stehen. Mein Rad rollt zurück, der Ständer gibt nach und verbiegt sich... Shit, der ist nimmer zu gebrauchen. Das wird mich noch viele Wochen begleiten und nerven.
Mir taugt die Landschaft und bei einem türkisen Fluß frischen wir unsere Wasservorräte auf,
lernen die argentinische Flußpolizei kennen
und genießen nach
Schnee am Zelt 27 Grad.
Aus der internationalen Radreisegemeinschaft haben wir den Tipp bekommen, dass ca. 90 - 100 km ein verlassenes Haus (the pink house) sein soll - eine ideale Übernachtungsmöglichkeit. Bei km 80 steht ein lila Haus neben der Straße, scheinbar eher bewohnt und auf der falschen Straßenseite. Dann kommt Rückenwind und wir sausen dahin. So macht Radfahren unglaublich Spaß und die km laufen wie nichts rauf.
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Ja, der Wind geht da oft! |
Längst ist die Sonne untergegangen und der Mond und unsere Scheinwerfer weisen der Weg. Kurz bevor wir im Dunkeln in schwierigem Gelände einen Zeltplatz suchen wollen taucht ein Häuserkomplex auf. Keine Hunde, und verlassen - the pink house.
Räder und Gepäck über den Zaun und Stellung bezogen. Zum Abendessen gibt es Kuchen, Schoko und Chips.
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The pink house am Morgen danach |
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Großartiges Nachtlager nach 100 km |
Wir verewigen uns auf der Wall of Fame
und weiter geht es bei herrlichem Wetter durch herrlich karge Landschaft.
Wir lernen ein paar andere Radreisende kennen und überholen uns bei Essens- und Schlauchflickpausen gegenseitig immer wieder.
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Diese Bild ist nicht repräsentativ, den Großteil der Patschen bisher hatte Georgs Rad. |
Bei einem Parador wollen wir uns stärken und werden prompt von einer Reisegruppe aus Uruguay in Beschlag genommen. Nach ca. 30 min Ruhm mit hunderten Fotos von und mit uns und einem 10 minütigem Videointerview reicht es uns. Berühmt werden war nie ein Lebensziel und ist es jetzt noch viel weniger. Noch ein Foto mit der Fahne von Uruguay und wir "wahren Helden" (O-ton Reiseteilnehmer) fahren weiter.
Manchmal stellen sich auch spirituelle Fragen, z.B. was ist beim Licht am Ende des Tunnels?
Es sind zwei hungrige Radfahrer die Schutz vor Wind und Sonne suchen.
Unsere radreisenden Freunde begegnen uns nochmal und laden uns ein den Zeltplatz zu teilen. Eigentlich wollten wir noch mindestens eine Stunde weiterfahren aber bei der netten Gesellschaft und dem Zeltplatz fällt es leicht zu bleiben.
Am nächsten Tag geht es zunächst getrennt weiter. Weiter tolles Wetter und der Fitz Roy kommt immer näher.
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Danke Andrew für das tolle Foto |
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Wir saufen nicht, die grüne Bierflasche ist Ersatz für den Fahrradständer |
Kurz vor El Chaltén gibt es eine Reunion
und wir "erobern" El Chaltén mit unserer Gang.